Wissenswertes über Franzensdorf

Wissenswertes über Franzensdorf
Kimmerleinsdorf
Der Eisstoß

Anstelle des erstmals um 1308 erwähnten und im Jahre 1830 durch das Hochwasser bis auf drei Gebäude zerstörte „Kimmerleinsdorf“ entstand mit Unterstützung des Kaiserhauses „Franzensdorf“, im Hinblick auf den damals regierenden Kaiser Franz I. von Österreich.

Text: www.gross-enzersdorf.gv.at © Friedrich Heller, Groß-Enzersdorf
Kimmerleinsdorf – Bild Pfarrheim

Zur Zeit der Überflutung war die Stätte des Grauens, wie die anderen Orte auch nur mit Kähnen zu erreichen. Die Kirche war eines der wenigen Bauwerke, die, wenngleich sehr beschädigt, die Katastrophe, überdauert hatten. Trotzdem musste sie abgetragen werden. Ihren Standort bezeichnet nur die Radl-Kapelle (erbaut 1861). Der Neubau entstand in den Jahren 1837 bis 1842. Das Innere birgt zwei Gemälde des berühmten Barockmalers Leopold Kupelwieser („Die heilige Familie“ und „Der heilige Martin“).

Text: www.gross-enzersdorf.gv.at © Friedrich Heller, Groß-Enzersdorf
Bild von Kimmerleinsdorf (Quelle: Stadtsaal Groß-Enzersdorf)

Der Aufbau des Dorfes nach der Zerstörung wurde vom Kaiserhaus unterstützt. In der Umgebung wurden provisorische Ziegelbrennereien eingerichtet. Die tragenden Außenmauern der neuen Häuser wurden aus diesen gebrannten Ziegeln errichtet. Zwischenmauern waren jedoch weiterhin aus Lehmziegeln.

Um kommende Hochwässer besser zu überstehen, wurde das Dorf etwas südlicher auf einer etwas höheren Stelle neu errichtet. Das bedeutet, dass die Bewohner der südlichen Ortszeile ihre Grundstücke behielten und die neuen Häuser „hintaus“ bauten. Die Bewohner der nördlichen Ortszeile erhielten neue Grundstücke südlich der alten Ortschaft. Jeder behielt seine Hausnummer. Dadurch gerieten die ehemals aufsteigenden Hausnummern durcheinander, da sich jeder sein Grundstück und damit auch seine Nachbarn aussuchen konnte. Der Ortsfriedhof blieb an der alten Stelle. Das ist auch der Grund warum heute die Gräber im Friedhof so wirken, als würden sie in die falsche Richtung (nach hinten) zeigen.

Die Kimmerleinsdorfer Kirche war nach der großen Überschwemmung sehr baufällig, stand aber noch ein paar Jahre. Die neue Kirche im neuen Ortszentrum wurde im Jahr 1842 fertig gestellt. Die Kirchenorgel von Josef Loyp wurde im Jahr 1844 eingebaut. An der Stelle, wo früher die alte Kirche stand (ungefähr beim Hauptaltar), steht heute die Radlkapelle (erbaut 1861 von Leopold Radl – Anm.: Leopold Radl 1793 bis 1883 war Ortsrichter in Franzensdorf von 1842 bis 1848).

Radlkapelle am Standort der ehemaligen Kimmerleinsdorfer Kirche. Eine Tafel zeigt den Wasserstand am 1. März 1830.

Die Namensgebung von Franzensdorf erfolgte am 24.1.1836 durch Kaiser Ferdinand I. auf Antrag der Ortsbewohner in Dankbarkeit für die Unterstützung von Kaiser Franz I. beim Wiederaufbau des Ortes. In den Kirchenbüchern (Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher) wird der Ortsname „Franzensdorf“ ab dem 1.1.1837 verwendet.

Kuriosität beim Neubau der Franzensdorfer Kirche

  • 1. März 1830: Zerstörung von Kimmerleinsdorf und Beschädigung der alten Kirche
  • Oktober 1837: Bewilligung des Kirchenneubaus im neuen Dorf (Franzensdorf)
  • 29. März 1840: Baubeginn (und gleichzeitig Abriss der Kimmerleinsdorfer Kirche)
  • 18. Dezember 1842: Einweihung durch Dechant Johann Widenhofer (aus Groß-Enzersdorf)
  • 1844: Errichtung der Kirchenorgel von Josef Loyp
  • 14. März 1846 (3 Jahre und 3 Monate nach der Einweihung): das Gewölbe über dem Kirchenschiff droht einzustürzen (Konstruktionsfehler). Dieser Teil der Kirche wird aus Sicherheitsgründen gesperrt.
  • August 1846: Die dringend notwendige Renovierung bzw. Reparatur wird nicht genehmigt.
  • 13. Februar 1894 (das Kirchenschiff ist schon fast 50 Jahre gesperrt): Neuerliche Bauzustandsuntersuchung und Genehmigung der Renovierung.
  • 17. Mai 1894: Beginn der Renovierungsarbeiten (Abtragung der alten Decke)
  • 24. Juni 1896: Guss der Betondecke

Baugeschichte der Pfarrkirche Franzensdorf (aus der Pfarrchronik):
Durch die Überschwemmung im Jahre 1830 war die Kimmerleinsdorfer Pfarrkirche stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Das Wasser ist in der Kirche 7 Schuh 3 Zoll (ca. 3 m) hoch gewesen, sodass alle Altäre und alle übrigen Kircheneinrichtungen zerstört wurden.“ (G.I/22). Durch die Neuanlage der Ortschaft Franzensdorf auf einem erhöhten Platz, stand die Kirche außerhalb des Dorfes. Dieser Umstand und die starke Beschädigung durch die Katastrophe machten den Neubau eines Gotteshauses im neuen Dorf notwendig. Die der Anlage des neuen Dorfes war schon darauf Rücksicht genommen worden.
Im Oktober 1837 wurde von der Landesregierung der Neubau bewilligt. Die Baukosten wurden auf 12.666 fl. 41 Kr. Geschätzt und sollten nach und nach vom vorhandenen Kirchenvermögen bezahlt werden. Das Geld sollte von K.K. Familiengüteroberdirektion unverzinslich vorgestreckt werden. (G.I/24).
Der Bau der neuen Kirche wurde zugleich mit dem Abbruch der alten Kirche am 29. März 1840 (Dienstag nach Ostern) begonnen. Das Sanktissimum wurde im Pfarrhof aufbewahrt, wo auch bis zum 1. Mai an Wochentagen die hl. Messe gefeiert wurde, während sie an Sonntagen in der Filialkirche gefeiert wurde. Vom 1. Mai bis 18. Dezember fand der Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen im Presbyterium der alten Kirche statt. Die neue Kirche wurde am 18. Dezember 1842 von Hochw. Johann Widenhofer, Dechant in Groß-Enzersdorf unter Assistenz der benachbarten Geistlichkeit geweiht. (G.I/26).
Bald zeigte sich, dass das Gewölbe über dem Kirchenschiff einzustürzen drohte. Eine kreisamtliche Kommission besichtigte am 14. März 1846 das Gewölbe und beantragte die Abtragung und Neukonstruktion. Am 8. August 1846 wurden durch Lizitation die Maurer- Zimmermanns- und Schlosserarbeiten vergeben. Die Renovierung kam aber nicht zustande. Wohl wurde aus Sicherheitsgründen das Schiff der Kirche gesperrt.
Trotz Drängens des Pfarrers ließ sich die K.K. Güterdirektion nicht zur Renovierung herbei. Erst am 13. Februar 1894 wurde die Kirche wieder auf ihren Bauzustand untersucht und die Abtragung des Gewölbes wegen schlechter Konstruktion für notwendig erachtet. (G.I/29ff, 168)
Am 17. Mai 1896 wurde mit den Bauarbeiten begonnen Der Guss der Betondecke wurde am 24. Juni 1896 vorgenommen. (G.II/33f). Die Gesamtkosten betrugen 2.689 fl. 64 Kr. Über die Aufbringung dieser Summe siehe G.II/35 und 45.
Das Vorhaus bei der Seitentür wurde im November 1874 gebaut. (G.I/64).